Paul Gerber: «Pilze auf La Palma», Vortrag am 30. Mai 2022

Veröffentlicht in: Allgemein | 0

Infos zum Vortrag von Paul Gerber:

«La Palma?
Palma de Mallorca mit Parties und Feiern?
Las Palmas de Gran Canaria mit Badeferien, Parties und Corona?
Nein!! La Palma, kanarische Insel gegenüber Teneriffa und Ziel von naturliebenden
Touristen.
Im November/Dezember, wenn in der Schweiz höchstens noch Frostschnecklinge erscheinen, bietet die Kanareninsel La Palma noch ein reiches Pilzvorkommen. Neben vielen europäischen Arten findet man dort einige bei uns unbekannte Mittelmeerarten sowie die nur in La Palma vorkommenden (endemischen) Arten. Darüber soll in diesem Vortrag in unterhaltsamer Weise berichtet werden.»


Notizen zum Vortrag von Paul Gerber

In seinem Vortrag beschreibt Paul Geografie, Entstehungsgeschichte und Pilzgebiete der Kanarischen Insel La Palma.

Als Vulkaninsel ist sie eine der jüngsten Inseln der Kanaren (ca. 1.7 Mio Jahre alt). Im Osten der Insel soll es viele Pilz-Hotspots geben. Diese Entdeckungen sind wohl der auf La Palma wohnenden, bekannten Autorin und Mykologin Rose Marie Dähncke zu verdanken.

Paul zeigt zuerst Pilze, die auch in der Schweiz vorkommen, u.a.:

Gold-Täubling (Russula aurea) – häufig
Grünspan-Träuschling (Stropharia aeruginosa)
Weinroter Kiefern-Reizker (Lactarius sanguifluus) – vermutlich ist dies der beste Esspilz der orange- bis rotmilchenden Reizkerarten.
Rebhuhn-Champignon (Agaricus phaeolepidotus)
Beringter Flämmling (Gymnopus junonius) – in der Schweiz selten, auf La Palma häufig
Klapperschwamm (Grifola frondosa) – in der Schweiz meistens bei Eichen, auf der Insel bei Edelkastanien zu finden
Zinnoberroter Körnchenschirmling (Cystoderma cinnabarina)
Orangegelber Flockenschnitzling (Flammulaster limulatus)
Mehl-Rötling (Entoloma prunoloides) – die präsentierte Art ist evtl. eine blaue Varietät
Bitterer Saftling (Hygrocybe reae, Hygrocybe mucronella) – er wächst auf dieser Insel in Lorbeerwäldern
Gelbbräunliche Wurzeltrüffel (Rhizopogon luteolus) – sie wird auf La Palma gegessen.
Wolfs-Täubling (Russula torulosa) – wächst bei Kiefern
Erbsen-Streuling (Pisolithus arhizus) – Mykorrhizapilz, bei riesigen Eukalyptusbäumen

Für die Vortragsteilnehmer sicher sehr interessant sind Pilzarten, die speziell auf La Palma vorkommen, so z.B. folgende Arten:

Silbergrauer Scheidenstreifling (Amanita argentea)
Halsband-Ritterling (Tricholoma focale)
Ölbaumpilz (Omphalotus olearius)
Weissbrauner Schmierröhrling (Suillus bellini)
Rosa Zystidennabeling (Contumyces rosellus)
Schwefelgelber Mehlschirmling (Cystolepiota icterina)

Schwarzhaariger Egerlingsschirmling (Leucoagaricus melanotrichus)
Mittelmeer-Hartbovist (Scleroderma meridionale)
Kirschroter Röhrling (Baorangia emileorum, Boletus emileorum)
Zistrosen-Milchling, Zistrosen-Reizker (Lactarius cistophilus). Bei Zistrosen
Pappel-Ritterling (Tricholoma populinum, evtl. var. campester)
Zistrosen-Raustielröhrling (Leccinellum corsicum)

Im Norden der Insel gibt es einen grossen Lorbeerwald, in dem auch Kettenfarne (Woodwardia) wachsen. In diesem Wald lässt sich die Lorbeer-Nacktbasidie (Laurobasidium lauri) finden.

Ungefähr 5% der Pilzarten auf den Kanarischen Inseln sind endemisch, d.h. diese wachsen nur dort. Von diesen Pilzarten gibt es wiederum 4% nur auf La Palma.

Zum Vergleich: in der Schweiz haben wir keine endemischen Pilze und nur vier teilendemische Arten (d.h. deren bekanntes Verbreitungsareal ist eng begrenzt und auf benachbarte Länder übergreifend).

Die Autorin Rose Marie Dähncke hat auf La Palma ca. 35 Pilzarten erstmals bestimmt und beschrieben. Ihr Buch darüber wurde bisher nicht veröffentlicht. Einer der von ihr bestimmten Pilze ist Gerronema wildpretii (ein deutscher Name existiert bisher nicht), vom Aussehen her ist er ein nabelingsartiger Pilz.

Edith und Jürg Mächler-Frey