Hanspeter Kellerhals: «Es war einmal…», Vortrag am 2. Mai 2022

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Türöffnung 19:30 Uhr, Beginn des Vortrags 20:00 Uhr

«Ich werde am 2.5. unter dem Titel „Es war einmal …“ auf drei meiner früheren Vorträge zurückkommen, wo sich neue Aspekte ergeben haben. Es geht um Milchlinge, um die Pilze in unserem Garten und um den Mondeinfluss auf das Pilzwachstum.»

Hanspeter Kellerhals


Notizen zu Hanspeter Kellerhals Vortrag


  • 1. früherer Vortrag: «Lactarius utilis»

Bei einem Milchling geht es immer um die Frage: unter welchem Baum wächst er. Milchlinge sind Mykorrhizapilze, d.h. sie stehen jeweils in enger Symbiose mit einem oder mehreren bestimmten Bäumen.
Doch auch dann ist es nicht so einfach, den jeweiligen Milchling zu bestimmen.
Speziell bei braunen Milchlingen ist die Arterkennung schwierig.

Der braune Lactarius subdulcis (Süsslicher Buchenmilchling) beispielsweise wächst tatsächlich unter Buchen. Auffallend sind bei diesem Pilz die feinen Würzelchen an der Stielbasis.

Lactarius subdulcis (Süsslicher Buchenmilchling)

In einem früheren Vortrag besprach Hanspeter seinen Fund eines Lactarius utilis (Bleicher Milchling).
In einem Moor beim Pfäffikersee wachsen normalerweise Nordische Milchlinge (Lactarius trivialis).
Dort neu gefundene Milchlings-Exemplare konnten nicht leicht zugeordnet werden. Ein bleicher Pilz in der Moorlandschaft entpuppte sich als Lactarius utilis.
Man kann ihn mittels KOH-Reaktion (ein Tropfen Kalilauge auf das Pilzfleisch, -stiel oder -hut) gut unterscheiden von Lactarius trivialis (Nordischer Milchling):
Bei L. trivialis erhält man mit KOH eine schöne rote Reaktion.
Bei L. utilis bleibt auf dem Pilzstiel die KOH-Reaktion aus, es gibt auf der Huthaut eine rote KOH-Reaktion. Zudem gibt es bei dieser Pilzart Übergänge von bleicher zu dunklerer Huthaut.

Lactarius utilis (Bleicher Milchling), Foto: Wikipedia

Hanspeters Kellerhals’ Freude über den seltenen Fund hielt leider nicht lange an: L. utilis stellte sich als eine Albinoform von L. trivialis heraus!
Die Mykologin Annemieke Verbeken (Uni Gent) bestätigte mit DNS-Nachweis: L. utilis = L. trivialis.

Hanspeter verweist auf DNS/DNA-Datenbanken wie unite oder National Library of Medicine. Dort hat er seine Sequenz mit vorhandenen Sequenzen verglichen (mit dem sog. BLAST = Basic Local Alignment Search Tool).

Ebenfalls synonym zu L. utilis und L. trivialis wird heute L. affinis betrachtet. Er ist im Nordosten Amerikas verbreitet (zu dieser Pilzart ist kein deutscher Name bekannt).

Lactarius trivialis (Nordischer Milchling)

  • 2. früherer Vortrag: «Pilze 47°21’06.7″/08°43’50.6″»

Damals stellte Hanspeter 27 Pilzarten an den angegebenen Geographischen Koordinaten vor.
Beispiele waren:
Maimorchel (Morchella esculenta), Rhodocybe geminus (Würziger Tellerling), Inocybe haemacta (Grünroter Risspilz), Nebelkappe (Nebelgrauer Trichterling, Clitocybe nebularis), Gold-Röhrling (Suillus grevillei), Grauer Lärchen-Röhrling (Suillus viscidus).

Es gab zudem eine Xerocomus-Art (also ein Filzröhrlings-Art, aber welche genau?). Mit der DNS-Bestimmung stellte sich heraus, dass es ein Xerocomus bubalinus, heutiger Name Hortiboletus bubalinus (Rötender Filzröhrling), ist. Da er in Hanspeters Garten neben einer Thuja wuchs, dürfte es “Importware” sein.

Eine Lärche neben seinem Haus wurde gefällt. Gold-Röhrlinge und Graue Lärchen-Röhrlinge kamen aber nach dem Fällen weiterhin, obwohl es Mykorrhiza-Pilze sind.


  • 3. früherer Vortrag: «Der Mondeinfluss auf das Pilzwachstum»

Denkbar wäre als Mondeinfluss auf das Pilzwachstum ein Effekt der Schwerkraft (ähnlich wie bei den Gezeiten).
Ein Freund von Hanspeter schaute für die Steinpilzsuche stets auf den Mondkalender.

Dr. Dieter Richter veröffentlichte Daten im Tintling: Metereologische Daten und Pilzwachstum. (Dieter Richter: Klima und Pilze, z.B. Tintling 4, 2005; 1,2006; 3,2015 – Forschungen in der Region Stechlinsee, Mark Brandenburg). Seine Forschungen ergaben, dass das Wetter auf die Steinpilze sicher dominanter wirkt als der Mondeinfluss.
Es bleibt spekulativ, ob es überhaupt einen Zusammenhang zwischen Mondeinfluss und Pilzwachstum gibt.
Auch eine WSL-Publikation – “Pilze sind nicht mondfühlig” – bezweifelt den Zusammenhang.

Hanspeter konnte z.B. bei Russula ochroleuca (Ockerweisser Täubling) keinen Zusammenhang zu den Mondphasen finden.

Etwas anders sieht es bei den Bäumen aus:
In Ernst Zürchers Buch: “Die Bäume und das Unsichtbare” (2. Aufl. 2018) geht es unter anderem um sog. Mondholz. Zürcher ist Holzbauingenieur.
[Sein Buch handelt von neuesten Erkenntnissen über die Gezeiten in Stämmen, vom kosmischen Puls der Knospen, vom Mondholz und von der neuen Fruchtbarkeit der Erde].

Ernst Zürcher konnte den Zusammenhang ‘vor Vollmond geschlagen’ (mehr Wasseraufnahme) und ‘nach Vollmond geschlagen’ belegen.

Die Frage “wann soll man Bäume fällen?” beantwortet er so: man soll Holz nach dem Vollmond fällen, dann ist weniger Wasser eingelagert. Es gibt darüber eine umfangreiche Studie mit Fichten- und Kastanienholz.

Jürg und Edith Mächler